„Kultur“ im Denken von Wilhelm Ostwald
22 Seiten | Autor: Jan-Peter Domschke
Der Physikochemiker Wilhelm Ostwald war einer der vielseitigsten und produktivsten Gelehrten am Ausgang des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Anders als viele seiner Kollegen setzte er sich in seinen kulturpolitischen, wissenschaftstheoretischen, wissenschaftshistorischen und bildungstheoretischen Schriften und Aktivitäten nicht nur für soziale Gerechtigkeit, Menschen- und Bürgerrechte, den Fortschritt und die Herstellung einer zivilisierten Gesellschaft auf hohem kulturellen Niveau ein, sondern scheute sich auch nicht vor Polemik und Streit. In der Endphase der wilhelminischen Ära hatten sich die Widersprüche zwischen einem als reaktionär empfundenen Bildungssystem und den Anforderungen der Industrialisierung erheblich verschärft. Die Gegensätze zu einem konservativen Bildungsideal, das die Naturwissenschaften benachteiligte und die Ingenieurwissenschaften nicht einmal zur Kenntnis nahm, waren kaum zu übersehen. Vor diesem Hintergrund sind viele Stellungnahmen von Ostwald keineswegs Ausdruck einer Außenseiterposition, sondern spiegeln die Stimmung vieler Naturwissenschaftler und Ingenieure wider.
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