Die Verknappung der Zeit
6 Seiten | Autor: Jens Lönneker
„Ich habe viel zu viel Stress und zu wenig Zeit“. Diese und ähnliche Äußerungen sind für westliche Kulturen heute typisch, wenn Menschen schildern sollen, wie sie ihre aktuellen Lebensumstände empfinden. In unseren Forschungen stoßen wir ebenso wie die Kollegen, die auf dem Feld der Alltagspsychologie und -soziologie arbeiten, immer wieder auf dieses Phänomen: Kaum ein Zeitgenosse, der bei Befragungen nicht darüber klagt, dass die heutigen Lebensverhältnisse wenig Raum für Muße und Kontemplation lassen. In Analogien und Bildern wie dem „Hamsterrad“ wird zum Ausdruck gebracht, wie sehr man sich dabei „abstrampelt“ und „am Limit“ sei, ohne Aussicht auf Ruhe und Entlastung. Andere Schilderungen machen deutlich, wie wenige Räume noch zum Aus- und Abschalten existieren: Es ist, als sei man permanent „on“. Es ist, als hätten Michael Endes „graue Herren“ in seiner Geschichte von „Momo“ letztlich doch erfolgreich die Zeit eingespart und verknappt. Seine Parabel von der verloren gehenden Zeit für Muße ist zumindest in den Erzählungen unserer Befragten meist Wirklichkeit geworden.
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