Primat der Finanzmarktorientierung

Zur Logik der Auflösung der Deutschland AG

9 Seiten | Autor: Jürgen Beyer

Zu den augenfälligsten Besonderheiten des deutschen Systems der Unternehmenskontrolle gehörte in der Vergangenheit das die größten Unternehmen verbindende Netzwerk der Personen- und Kapitalverflechtung – die sogenannte „Deutschland AG“. Diese Benennung des Verflechtungsnetzwerkes verdeutlicht, daß im deutschen System der Unternehmenskontrolle eine über Unternehmens- und Konzerngrenzen hinausreichende Koordination angestrebt wurde. Unwillkommene Unternehmensübernahmen aus dem Ausland wurden gemeinschaftlich abgewehrt, Unternehmenskrisen koordiniert aufgefangen und strukturelle Schieflagen ganzer Wirtschaftszweige mittels von Banken gesteuerter Restrukturierung beseitigt. Darüber hinaus ließ sich auch die Konkurrenz zwischen inländischen Wettbewerbern teilweise regulierend begrenzen. In den letzten Jahren hat sich das typische Verflechtungsnetzwerk der deutschen Unternehmen in Abweichung zu dieser Jahrzehnte währenden Tradition jedoch fundamental verändert. Daten der Monopolkommission zeigen im Zeitraum zwischen 1996 und 2002 einen deutlichen Rückgang, der sowohl die Verflechtung über Anteilskapital als auch die personelle Verflechtung von Vorständen und Aufsichtsräten betrifft.

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