Vom Lokalen zum Globalen

Zur postsozialistischen Transformation armenischer Erinnerungspraktiken

14 Seiten | Autor: Tsypylma Darieva

Im Frühjahr 2005 hingen an den Laternen im Stadtzentrum von Jerewan rot-schwarze Plakate, die den Berg Ararat zeigten und die englische Aufschrift „1915–2005 Recognition“. An großen Kreuzungen kündigten weiße Plakate, so auffällig wie riesige Reklametafeln, die internationale Konferenz „The Armenian Genocide“ an, die im April stattfinden sollte. Der Wetterbericht des lokalen TV-Senders wurde weit über die üblichen Grenzen hinaus ausgeweitet: Mehrere Tage gab es nicht nur Informationen zu Atmosphäre und Lufttemperatur in Krasnodar oder St. Petersburg, wie üblich, sondern auch zu den Städten Kars und Erzerum, die jenseits der – geschlossenen – Grenze zur Türkei liegen. Mit den alltäglichen Wetterbezeichnungen „warm“ und „kalt“, „sonnig“ und „wolkig“ bekam die armenische Identitätspolitik dieser Tage nicht nur eine neue Geographische, sondern eine neue rhetorische und moralische Dimension.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2007
Erinnerungen an Gewalt
112 Seiten

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