Ungarn

Die Parlamentswahlen 2002 und der verspätete Beginn von Vergangenheitsbewältigung

9 Seiten | Autor: Máté Szabó

Ungarn hat im Frühjahr 2002 gewählt. Bei der Wahl standen zwei Parteienkoalitionen einander gegenüber. Niemand hat vor den Wahlen geahnt, daß der Sieg der linksliberalen Koalition ein Ende und einen Neubeginn bedeutet. Ein Ende des relativ schwachen Interesses für die Vergangenheit, für die Aktivitäten der Staatssicherheit und des Kádár-Regimes sowie dessen Hinterlassenschaften. Die Wahl von Péter Medgyessy, einem früheren Nomenklatura- Mitglied, zum Ministerpräsidenten der neuen Regierung hat nämlich eine Flut von politischen, moralischen und historischen Diskussionen, Enthüllungen und Konflikten eröffnet, die bis in den Herbst 2002 hinein das politische Klima in Ungarn nachhaltig beeinflussen. Trifft der Eindruck zu, daß die zwölf Jahre Ruhe um die Hinterlassenschaften der ungarischen Stasi jetzt zu Ende gehen? Und inwiefern hängt das mit einem wichtigen Akt der neuen Demokratie, mit den nationalen Parlamentswahlen, zusammen? Der Sturm auf die Archive hat in Ungarn nicht im Jahre 1989, sondern nach den Wahlen von 2002 stattgefunden, und nicht 1989 sind Bürgerkomitees für die Stasi-Vergangenheit gegründet worden, sondern 2002 entstanden Bürgerinitiativen für den Rücktritt des Ministerpräsidenten der MSZP, Péter Medgyessy.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2003
Republikanismus
128 Seiten

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