Die Privatisierung des Krieges und die Globalisierung der Gewalt
7 Seiten | Autor: Siegfried Weichlein
Technische Innovationen in der Kriegsführung gab es nach Georg Wilhelm Friedrich Hegel immer dann, wenn ein Bedürfnis danach bestand. So war es auch beim Schießpulver: „Die Menschheit bedurfte seiner, und alsobald war es da.“ Doch dabei beließ er es nicht. Mit dem Schießpulver und dem Gewehr begann eine neue Phase in der Weltgeschichte. Mit dem Gewehr wurde die Tapferkeit abstrakt. „Das Schießpulver hat [...] eine vernünftige, besonnene Tapferkeit, den geistigen Mut zur Hauptsache gemacht. Nur durch dieses Mittel konnte die höhere Tapferkeit hervorgehen, die Tapferkeit ohne persönliche Leidenschaft, denn beim Gebrauch der Schießgewehre wird ins Allgemeine hineingeschossen, gegen den Feind und nicht gegen besondere Personen.“ Der Einsatz von „high tech bombing“ und Präzisionswaffen im zweiten Golfkrieg und im Kosovokrieg trieb den Krieg tatsächlich auf ein bisher nicht gekanntes Abstraktionsniveau. Nicht nur sah und kannte der Pilot seine Opfer nicht. Mit von der Partie war auch das heimische Publikum der Nachrichtensendungen, das an den Bombardierungen teilnahm. Die Abstraktionsleistung der Videokamera erzeugte den Eindruck eines sauberen Krieges. Es entstand das Bild einer chirurgischen Operation am Feind aus der Luft mit dem Sezierbesteck. Der zweideutige medizinisch-militärische Begriff der ,Operation‘ verwandelte den Krieg in eine Wohltat, das Sterben in eine Gesunderhaltungsmaßnahme. Die Waffen zielten auf einen Feind und gleichzeitig auf den Eindruck einer alternativlosen medizinischen Operation zur Gesunderhaltung.
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