In der Krise des Marxismus
Der Tod des Marxismus ist in der Vergangenheit schon mehrfach verkündigt und in vielen Ländern mittels Polizei- und anderen Gewalteinsatzes auch zu exekutieren versucht worden. Speziell in Deutschland haben wir davon hinreichende Erfahrung. Der Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft in Mittel- und Osteuropa hat indes der Folge dieser Verkündigungen und Exekutionen einen Zustand angefügt, in dem es nicht mehr sicher zu sein scheint, daß die behende geträllerte Kunde "Marx ist tot, und Jesus lebt" eine, wie bislang üblich, vorlaute Wunschvorstellung mitteile. Der bolschewistisch geführte Kommunismus, der mit wilder Entschlossenheit die Staatsmacht ergriff und siebzig Jahre kein Opfer scheute, sie zu behaupten, hat sich zweifellos und bemerkenswert friedlich am Ende aus der Geschichte verabschiedet. Angesichts des durch ihn mit fast schlafwandlerischer Sicherheit realisierten Verzehrs der volkswirtschaftlichen Substanz wie der Vernichtung eines erheblichen Teils der Naturbedingungen menschlicher Existenz ist er an sich selbst irre geworden. So hat er denn die politische Macht, die er sich nie hat nehmen lassen wollen, als es an der Zeit war, im Grunde erleichtert aus der Hand gegeben, die Pensionierung mit Verblüffung über die wunderlichen Bocksprünge des Klassenkampfs goutiert, mürrisch erst und larmoyant in dem Moment, in dem die neuen Machthaber "Staatsnähe" zum Definiens der Pensionsbeschränkung erklärten. Signalisiert dieser so merkwürdig friedfertige, mit fast ordnungsgemäßer Geschäftsübergabe absolvierte Abgang auch das Ende des Marxismus?
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