Berliner Debatte Initial 4 | 2001

Unaufhörliche Dialektik

Herausgeber: Hartwig Schmidt

128 Seiten

Was eigentlich aus der Dialektik geworden ist, fragen sich nicht nur Leser, die sie noch in der Form einer institutionell favorisierten Methode kennengelernt haben. Als Algebra der Revolution  verstanden, erfuhr die Dialektik offenbar eine ähnlich weitgehende Abwertung wie schon die sogenannten großen Erzählungen. Dennoch gibt es die Zeitschriften, die Kongresse und Diskurse, die sich ihrer annehmen. Sie hat etwas Unaufhörliches an sich. Auch in dem Sinne, daß sie nicht aufhört, die Gestalt zu wechseln, verschiedene Gesichter zu zeigen und in Regionen des wissenschaftlichen Lebens aufzutauchen, in denen sie vorzeiten verpönt war. 

Es erscheint uns als sinnvoll, mehrere markante Konzepte zu präsentieren. Dazu gehört das Projekt einer Aufhebung der Hegelschen Dialektik, das von Friedrich Nietzsche und der Philosophie der Differenz nachhaltig inspiriert wurde. Ob dabei das Aufheben in dem doppelten Sinne, der schon dem Meister vorschwebte, oder in einem anderen Sinne gemeint ist, kann man dem Aufsatz von Werner Stegmaier entnehmen. Unter den profilierten Konzeptionen hält sich unverdrossen die der materialistischen Dialektik. Sogar über ihre Quellen läßt sich noch heute mit Gewinn forschen, wie Hartmut Hechts Beitrag beweist. Und indem Hans Heinz Holz Thesen vorträgt wie die, daß gerade die eigentlich metaphysischen Fragen der dialektischen Bearbeitung bedürfen, zeichnet sich ab, was dieser Richtung die Markanz sichert. An anderer Stelle hat man bereits auf die Versuche prominenter  Vertreter des analytischen Philosophierens aufmerksam gemacht, gewisse Figuren der Hegelschen Denkweise auf eigenständige Weise zu reaktivieren. An dieser Stelle sollen vergleichbare Bestrebungen in der analytisch orientierten Sozialwissenschaft bedacht werden. Thomas Gil kommentiert und diskutiert eine von Jon Elster unternommene Rehabilitierung der Dialektik.

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