2012

Die USA im Wahlkampfjahr 2012 – eine gespaltene Gesellschaft?

Grundelemente für ein Verständnis der heutigen Situation Amerikas

12 Seiten | Autor: Roland Benedikter

Im November 2012 wird der neue US-Präsident gewählt. Der Wahlkampf hat voll eingesetzt. Das zeigt die Verschärfung des Tons der öffentlichen Debatte. Große Summen sind im Umlauf. Der amerikanische Traum wird gemäß der Mainstream-Politik vor allem der Rechten neu definiert. Das republikanische Bewerberfeld mit Newt Gingrich, Michelle Bachmann, Willard „Mitt“ Romney, Herman Cain, Rick Perry, Ron Paul, Rick Santorum und Jon Huntsman Jr. – mittlerweile auf einen Vierkampf zwischen Romney, Santorum, Gingrich und Paul reduziert – wird von unabhängigen Beobachtern als das substantiell schwächste aller Zeiten angesehen. Praktisch alle republikanischen Kandidaten sind durch Lügen, Korruption, persönliche Affären oder offensichtliche Unfähigkeit kompromittiert. Man kann sich diese Kandidaten nur dadurch erklären, dass die fundamentalistische „Tea Party“-Bewegung spätestens seit den Zwischenwahlen vom November 2010 einen neuen Puritanismus innerhalb der Republikanischen Partei durchgesetzt hat. Moderate Republikaner werden gezielt gemobbt und ausgeschlossen, ein Wettbewerb um „alte Werte“ und alttestamentarische Religion hat eingesetzt. Fundamentalismus gilt als fortschrittlich, Gesprächsfähigkeit als Makel. Jeder, der nicht derselben Meinung ist, gilt nicht nur als politischer Gegner. Ihm wird auch pauschal das Amerikanertum abgesprochen, was praktisch jedes Gespräch beendet.

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2012
Fragmentierung und Überleben
159 Seiten

Minderheiten im englischen Sport

Repräsentationen jüdischer und schwarzer Boxer im England des späten 18. Jahrhunderts

13 Seiten | Autor: Ruti Ungar

Das Boxen oder, wie man früher sagte, der Faustkampf, ist im 18. Jahrhundert in England als eine populäre Unterhaltungsform entstanden. Boxkämpfe zogen große Mengen von Menschen an, boten Gelegenheit für den Umsatz enormer Geldsummen und erfreuten sich einer glühenden Anhängerschaft, obwohl (oder weil) sie illegal waren. Von vielen Menschen als kriminelle Elemente der Unterklassen angesehen, waren Boxer nichtsdestotrotz sehr populäre Figuren. Ihnen zu Ehren wurden Lieder geschrieben und Stiche mit ihren Porträts verkauft. Sie verdienten nicht selten viel Geld und verkehrten mit dem Adel. Boxen war nicht einfach ein sehr populärer Sport, es galt auch als die männlichste aller Sportarten und den Boxern schrieb man zu, dazu beizutragen, einen idealen Typ von Maskulinität zu prägen, insbesondere eine raue und muskuläre Männlichkeit, die sich oft mit Nationalismus verband. Pierce Egan, der wichtigste Sportjournalist des 19. Jahrhunderts, war nicht der Einzige, der glaubte, dass: „die männliche Kunst des Boxens jenen Heldenmut, gemischt mit Menschlichkeit, den Briten ins Herz gepflanzt hat, der diese in allen Teilen der Welt so berühmt, grandios und erfolgreich gemacht hat“. In einer Zeit, in der die Überlegenheit der Engländer über die Franzosen auf der einen Seite und die kolonialisierten Völker auf der anderen betont wurde, betrachtete man die Boxer als archetypische Repräsentanten der englischen Überlegenheit über andere Nationen.

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2012
Fragmentierung und Überleben
159 Seiten

Deutschland, dein Sport

7 Seiten | Autor: Gunter Gebauer

Der Titel meines Vortrags „Deutschland, dein Sport“ klingt wie ein Seufzer, und das ist er im Grunde auch. Der Sport in Deutschland hat sich in den letzten 30 Jahren dramatisch verändert: der Hochleistungssport mit einer ungeheueren Leistungskompression und der Breitensport mit einer Durchdringung aller aktiven Milieus unserer Gesellschaft. Was nun Sportjournalisten und auch Verbandsvertreter davon wahrnehmen, sind in erster Linie die quantitativen Veränderungen, also die Zahlen, die Zunahmen, Verbesserungen, Anstieg und Abstieg anzeigen, es geht ihnen um das Immer mehr, Immer besser, Immer nachhaltiger. Den qualitativen Wandel hingegen nehmen sie eher nicht zur Kenntnis. Der Grund dafür ist, dass sie sich zu nahe an den aktuellen Entwicklungen befinden. Sie verändern sich in gleicher Weise, wie sich der Sport verändert, sie laufen neben ihm her und können daher keine auffälligen Unterschiede zu früheren Zeiten wahrnehmen. Sie haben den Sport schon immer für großartig und für die wichtigste Sache oder Nebensache der Welt gehalten – jetzt sieht es die Mehrheit der Bevölkerung auch so und bestärkt Journalisten und Verbandsvertreter in der Auffassung von der Großartigkeit und der Wichtigkeit des Sports. In ihrer Wahrnehmung mit dem Blick von der Seite, bei dem sie sich eben selbst mitentwickeln, sieht es so aus, als ob sich die Bedeutung des Sports in unserer Gesellschaft gar nicht verändert habe.

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2012
Fragmentierung und Überleben
159 Seiten

Gerechtigkeitstheorie als Gesellschaftsanalyse

Über Axel Honneths neues Buch „Das Recht der Freiheit“

10 Seiten | Autor: Bernd Ladwig

Axel Honneth verfolgt in seinem lang erwarteten ersten Hauptwerk seit „Kampf um Anerkennung“ zwei Ziele. Er möchte erstens zeigen, dass ein soziales Verständnis von Freiheit den Inbegriff einer modernen Gerechtigkeitskonzeption bildet. Er will zweitens nachweisen, dass die wichtigsten gesellschaftlichen Strukturen, Institutionen und Praktiken immer schon Ansprüche der Gerechtigkeit verkörpern, auf die hin ihr Werdegang vernünftig nachvollzogen und auch kritisiert werden kann. Die ausdifferenzierten Handlungsbereiche moderner Gesellschaften sollen so als Sphären intersubjektiver Anerkennung kenntlich werden. Und die normative Gerechtigkeitstheorie soll die Gestalt einer historisch informierten Gesellschaftsanalyse annehmen.

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2012
Fragmentierung und Überleben
159 Seiten

Claus Leggewie, zusammen mit Anne Lang: Der Kampf um die Europäische Erinnerung.

Ein Schlachtfeld wird besichtigt

3 Seiten | Autor: Uli Brückner

In Zeiten der Krise drängt sich die Frage auf, was Europa zusammenhält. Zwar mangelte es im Prozess der europäischen Einigung selten an krisenhaften Erscheinungen, aber seit Beginn der Banken- und Schuldenkrise scheint es ernster zu werden und es genügt nicht mehr, den Erfolg europäischer Integration als selbstverständlich und – um im Krisenjargon zu sprechen – „alternativlos“ zu nehmen. Will man die Ursachen der Probleme verstehen und Wege zu ihrer Lösung finden genügt es nicht, sich funktional auf den wirtschaftlichen und politischen Bereich zu konzentrieren. Auch bloße technische Anpassungen wie Rettungsschirme und Vertragsänderungen werden nicht reichen, sondern es wird dringender denn je, sich mit den Grundlagen des Einigungsprojekts auseinanderzusetzen.

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2012
Fragmentierung und Überleben
159 Seiten

Sighard Neckel, Ana Mijić, Christian von Scheve, Monica Titton (Hg.): Sternstunden der Soziologie

Wegweisende Theoriemodelle des soziologischen Denkens

3 Seiten | Autor: Meinhard Creydt

Wenn ein Soziologie-Student beim Besuch seiner Eltern sich den besorgten Fragen ausgesetzt sieht, ob er denn nun nach der Eingewöhnung in die Universität mittlerweile einmal Aufschluss darüber zu geben vermöge, was es denn bitte schön mit „der Soziologie“ auf sich habe, so kann daraus leicht eine für alle Beteiligten überfordernde Situation entstehen. Der vorliegende Band offeriert Abhilfe und dokumentiert 21 „wegweisende Theoriemodelle des soziologischen Denkens“. Die Herausgeber präsentieren handliche Textauszüge z. B. zu self-fulfilling prophecy (Merton), Zirkulation der Eliten (Pareto), Gefangenendilemma (Axelrod) u. a. Bei der Auswahl fällt auf, dass Autoren, die für gewöhnlich als Klassiker der Soziologie gelten – u. a. Max Weber, Emil Durkheim, Talcott Parsons – fehlen. Von Marx ganz zu schweigen. Insofern erscheint der auf der Rückseite des Bandes formulierte Anspruch etwas ambitioniert: „In diesem Band finden Sie erstmals kompakt und übersichtlich jene theoretischen Modelle des soziologischen Denkens zusammengestellt, die als wegweisend gelten können.“ Es geht Neckel und seinen Mitarbeitern darum, Wissenschaft (hier: Soziologie) dem Alltagsverstand zu empfehlen, indem sie sie in einer Weise aufbereiten, die seinen Plausibilitätskriterien entspricht. Die Überschriften zu den einzelnen Kapiteln lauten dann auch: „Es kommt anders, als man denkt“ (zu Mertons „Entdeckung“ der unvorhergesehenen Folgen zielgerichteter sozialer Handlungen), „Wer hat, dem wird gegeben“ (zu Mertons Matthäus-Effekt in der Wissenschaft) oder „Teile und Herrsche“ (zu Elias’ „Königsmechanismus“).

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2012
Fragmentierung und Überleben
159 Seiten

Stephan Krüger: Kritik der Politischen Ökonomie und Kapitalismusanalyse

Band 1 und Band 2

3 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Zwei Bücher, groß und schwer wie Ziegelsteine im Kirchenformat, zusammen 1.636 Seiten, stellen für den Buchmarkt und für die Leserschaft eine nicht geringe Herausforderung dar. Dies gilt gleichermaßen für den Umfang wie für den Inhalt. Dabei wecken nicht nur das Ausmaß, sondern auch Titel und Diktion beider Bände Erinnerungen an das opus magnum der Politischen Ökonomie, das „Kapital“ von Karl Marx, dessen Untertitel bekanntlich „Kritik der politischen Ökonomie“ lautet. Diese Assoziation ist gewollt, ebenso wie der damit gesetzte Anspruch: Während die politische Linke immer mehr von Karl Marx abzurücken scheint und die Rezeption seiner Werke nur noch symbolisch, zufällig und selektiv erfolgt, aber kaum mehr umfassend und systematisch, stellt die vorliegende Arbeit von Stephan Krüger den Versuch dar, die Fragen unserer Zeit mit Hilfe eines Rekurses auf Marx und auf die ökonomische Theorie des Marxismus umfassend anzugehen.

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2012
Fragmentierung und Überleben
159 Seiten

Karolina Stegemann: Gewerkschaften und kollektives Arbeitsrecht in Polen.

Wechselbeziehungen im geschichtlichen Kontext

3 Seiten | Autor: Martin Krzywdzinski

Karolina Stegemann hat mit ihrem Buch „Gewerkschaften und kollektives Arbeitsrecht in Polen“ eine historische Untersuchung vorgelegt, die von den Anfängen der polnischen Gewerkschaften und des polnischen Arbeitsrechts in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts bis zu heutigen Diskussionen über Reformen des Arbeitsrechts reicht. Diese lange historische Perspektive ist etwas Neues in der Forschung und macht Kontinuitäten und Brüche in der Entwicklung des kollektiven Arbeitsrechts und der Gewerkschaften in Polen sichtbar. Stegemanns zentrale Fragen sind, welchen Einfluss die polnischen Gewerkschaften auf die Entwicklung des Arbeitsrechts genommen haben und wie das Arbeitsrecht selbst die Entwicklung der Gewerkschaften beeinflusst hat.

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2012
Fragmentierung und Überleben
159 Seiten

Arno Münster: André Gorz oder der schwierige Sozialismus.

Eine Einführung in Leben und Werk

4 Seiten | Autor: André Häger

Bankrotte Staaten, Aktienbörsen in Aufruhr, Proteste in Athen, Madrid, Lissabon, aber auch in Santiago de Chile und Tel Aviv, Krawalle in London, die Bewegung der „Occupy Wall Street“ in New York, kampierende Bankengegner in Frankfurt. Die Wut auf das kapitalistische System sowie auf eine Politik, die Rettungspakete für insolvente Banken schnürt und gleichzeitig die soziale Exklusion forciert, eint das Aufbegehren der Demonstranten. Und viele der Empörten haben die Rekapitalisierungsdebatte der Entscheidungsträger satt und verspüren einen Appetit nach einer zeitgemäßen Formulierung eines Jenseits des Kapitalismus.

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2012
Fragmentierung und Überleben
159 Seiten

„… eingeklemmt zwischen zwei größeren Häusern.“

Versuch eines psychopolitischen Porträts anlässlich des 100. Geburtstags Erich Honeckers

18 Seiten | Autor: Sebastian Huhnholz

Proletarische Lebensweise war ihm mitnichten fremd, ganz sicher aber hatte er sich mit der Zeit von ihr entfremdet. Erich Honeckers gebetsmühlenhaft wiederholte, monumentalische Elogen auf das Anfang der 1930er Jahre nahe Kasachstan aus russischem Boden gestampfte Hütten-Kombinat Magnitogorsk W. I. Lenin mag in Sachen Schwerstarbeiterglorifizierung noch manchen Zeitgenossen überzeugt haben. Immerhin sprach daraus nicht nur der für die erste Jahrhunderthälfte typische Machbarkeits- und industrielle Größenwahn, sondern ebenso die nicht minder betäubende, den jungen Saarländer vor allem aber enorm beeindruckende Wucht einer mit Menschen-, Güter- und Landmassen kalkulierenden stalinistischen Fortschrittseuphorie. Der aus späterer Perspektive damals überraschend attraktive und, ja, sogar junge Jugendfunktionär Honecker ist Jahrgang 1912, wird später Staatschef der Deutschen Demokratischen Republik, sein Geburtstag ist hundert Jahre her, sein Tod keine zwanzig.

Schlagworte:

PDF: 0,00 €

Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2012
Honeckers Welt
160 Seiten