Thomas Schölderle
Libertalia – eine utopische Republik der Seeräuber?
10 Seiten | Autor: Thomas Schölderle
Die Libertalia-Legende ist eine fiktionale Episode in der ansonsten historisch weitgehend zuverlässigen „Allgemeinen Geschichte der Piraten“. Diese erschien 1724 unter Pseudonym und wurde später lange Zeit Daniel Defoe zugeschrieben. Mittlerweile erscheint auch Defoe als Autor unwahrscheinlich. Von der Utopieforschung blieb der Text bisher weitgehend unbeachtet – zu Unrecht, denn die Geschichte der Koloniegründung durch eine libertäre Piratengemeinschaft ist nicht nur durch eine fundamentale Kritik an den sozialen, religiösen und politischen Strukturen des alten Europa motiviert, sondern liefert auch das Porträt einer alternativen Gesellschaftsorganisation mit erstaunlich fortschrittlichen Ideen: Viele Jahrzehnte vor der Französischen Revolution und der Erklärung der Menschenrechte imaginiert die Libertalia-Geschichte eine Gemeinschaft auf Basis von Freiheit, Demokratie, Gleichberechtigung, Gütergemeinschaft, Sozialversicherung und kultureller Toleranz.
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Kritik, Ermächtigung, Trost
100 Seiten | Autor: Felix Wassermann, Thomas Schölderle, Magdalena Schulz-Ohm, Sandra Markewitz, Reinhard Heil, Tobias Albrecht, Anastasiya Kasko, Felicita Reuschling, Alexander Neupert-Doppler, Ulrich Busch
Die neun Beiträge des Schwerpunkts zum Vorzugspreis – Vor 500 Jahren, 1516, erschien Thomas Morus’ „Utopia“. Der Titel wurde zum Begriff eines literarischen Genres wie einer „Form von Zukunftserwartung, ja eines Weltverhaltens überhaupt“ (Jürgen Teller): Das Entwerfen gesellschaftlicher Alternativen verband sich mit dem Begriff der Utopie. Wir nehmen das Jubiläum zum Anlass, zu erkunden, wie Utopien die Lücke zwischen Sein und Sollen denken. Welche gesellschaftlichen Probleme und Erwartungen artikulieren sich in ihnen? Was leisten Utopien: Sind sie Kritik, Handlungsanleitung oder hypothetisches Ideal, reales oder gedankliches Experiment? Und wofür stehen Utopien heute? Führen die gegenwärtigen Krisen zu neuen Utopien? Ermächtigen diese zum gesellschaftlichen Verändern? Oder schaffen sie eher Rückzugsräume, die über die elende Gegenwart trösten? Die Beiträge des Schwerpunkts erkunden die Möglichkeiten der Utopie in historischer und aktueller Perspektive: u. a. zur Politikberatung in Morus’ „Utopia“, zur utopischen Piratenrepublik Libertalia, zu Dystopien im Kino, zu feministischen Utopien im 20. Jahrhundert und zum Verhältnis von Sozialismus und Utopie.
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