Warten auf Godot
4 Seiten | Autor: Tobias Bunde, Adrian Oroz
Man mag gar nicht mehr mitzählen, wie oft in den letzten Jahren in der außenpolitischen Debatte gefordert wurde, Deutschland möge doch endlich einmal seine Interessen klar formulieren und anschließend durchsetzen – so wie das jedes andere normale Land auch mache. Eine solche, längst überfällige Definition, so das Mantra, werde dann als neuer Kompass deutscher Außenpolitik dienen können. Der WeltTrends-Beitrag einiger Mitglieder der Initiative Young Tönisstein reiht sich in diese wenig originelle Forderung ein und identifiziert einige wenig überraschende Interessen. Die Autoren fordern eine „neue außenpolitische Kultur“ und eine Debatte über Interessen, die sich nicht an einer von ihnen unterstellten „‚politisch korrekte[n]‘ Doktrin“ orientiert. Diese Doktrin sei „zu abstrakt“, deshalb müsse man Kosten und Nutzen nüchtern analysieren, in einer „Matrix“ fassen, gegenüberstellen und dann dementsprechend handeln. Es ist müßig, über eine solche Matrix oder den oft bemühten „Kriterienkatalog“ zu sprechen. Außenpolitik lässt sich nicht auf zwei Achsen abbilden. Weder der Kontext noch mögliche Abwägungen zwischen einzelnen, als wichtig identifizierten Interessen werden berücksichtigt. Über die Mittel zur Interessendurchsetzung sagt die Matrix auch nichts – und diese Frage ist häufig die schwierigere.
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