Bürger als zärtliche Väter?

Tagebücher, Briefe und Autobiographien des 19. Jahrhunderts im Vergleich

10 Seiten | Autor: Nina Verheyen

Vaterliebe ist heutzutage ein Politikum. Mit der Kampagne „Mehr Spielraum für Väter“ versuchte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstmals vor über zehn Jahren, Männer gezielt zum Erziehungsurlaub zu animieren. Bundesweit geklebte Plakate präsentierten einen gepflegten Herrn mit Geheimratsecken in verschiedenen, aber stets vom Nachwuchs bestimmten Lebenslagen. Als ein an den Rändern zum Ausschneiden markiertes Bastelbild wurde der besagte Mann zum Beispiel in die Fotografie eines im Sandkasten hockenden Kindes montiert. In eckigen Klammern raunte das Ministerium den Betrachtern suggestiv die Frage zu: „Wäre es nicht schön, wirklich dabei zu sein?“ Das Ministerium versuchte also, über den Appell an väterliche Gefühle die Bereitschaft zur Kinderbetreuung zu erhöhen. Auch die Medien beleuchteten die Liebe der Väter in dieser Perspektive. So publizierte das Magazin GEO zeitgleich eine große Reportage über eine „neue, bunte Väter- Generation“, die sich nicht länger in die Rolle des „emotionalen Außenseiters der Familie“ füge. Vielmehr begleite sie den Nachwuchs „intensiv, gefühlvoll und aufmerksam“ wie nie zuvor.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2013
Auf der Jagd nach Gefühlen
168 Seiten

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