Im globalen Spannungsfeld der Kulturen
6 Seiten | Autor: Hans Friesen
Die neue politische Aufteilung der Welt, wie sie Samuel P. Huntington in seinem Buch Kampf der Kulturen vorgenommen hat, unterschei- det neun Großeinheiten, die durch Sprache, Geschichte und Religion voneinander geschieden sind. Dies bedeutet aber nicht die Aufhebung der einzelnen Nationalstaaten. Diese bleiben weiterhin, wenn auch durch die ökonomische und technologische Globalisierung geschwächte Haupt- akteure im Weltgeschehen und werden Huntington zufolge in unter- schiedlichen Koalitionen wirtschaftspolitisch wie militärisch agieren, um Macht und Einfluss zu behaupten oder zu vergrößern. Gegen diese Eintei- lung der Kulturkreise wurden massive Einwände vorgebracht, obwohl sich aus heutiger Sicht auch manche Übereinstimmungen mit der politischen Realität feststellen lassen. Nun kann man aber mit Huntington aus diesen Auffassungen nicht nur einseitig schlussfolgern, dass es vor allem an den sogenannten „Frontlinien“ oder „Bruchlinien“ der Kulturkreise zu den in Zukunft drohenden Konflikten kommen wird, denn er nimmt gleichzei- tig an, dass man dem begegnen kann, wenn der Westen diesen gefährli- chen Kampf frühzeitig mit einem „Dialog der Kulturen“ zu verhindern versucht. Allerdings kann das in den Augen der Kritiker nicht gelingen, wenn man sich wie Huntington diesen Dialog als strategische Verhand- lungen vorstellt, die beansprucht werden, um die „Interessen des Westens“ vor allem gegenüber einem ökonomisch wie militärisch rasch aufsteigen- den konfuzianisch-kommunistischen Staat wie China zu schützen und durchzusetzen.
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