Comedy der Empörung

Über komische Inszenierungen sozialer Erregung

15 Seiten | Autor: Gregor Balke

Anders als viele populärkulturelle Formate – die mit ihrer Inszenierung empörenswerte (wahre) Ereignisse verarbeiten – widmen sich die Comedy-Serien „Seinfeld“ und „Curb Your Enthusiasm“ der Empörung als sozialem Phänomen. Der Beitrag zeigt, wie diese Serien mit durchaus soziologischem Gespür Alltäglichkeiten inszenieren, die durch normative Verletzungen bzw. Regelverstöße erschüttert werden. Empörung ist dabei gleichsam das komische Korrelat, das sich aus diesen Erschütterungen ergibt. Gerade am Beispiel oft nichtiger und banaler Konflikte, die sich hier auf der Face-to-Face-Ebene der Protagonist*innen entfalten, wird Empörung als normative Resonanz anschaulich. Mit der inszenatorischen Pointe, dass sich die Kontingenz des Sozialen – in stets variierter Gestalt empörter Mitmenschen – letztlich immer gegen die Protagonist*innen wendet. „Seinfeld“ und „Curb Your Enthusiasm“ werden in dem Beitrag als populärkulturelle Beobachtende zweiter Ordnung interpretiert, die – weil sie Situationen sozialer Erregung im Alltag unterhaltungswirksam inszenieren – selbst ironisch gebrochene Interpretationen von Empörungspraktiken bieten. Das hat den Effekt einer Empörungsentlastung: weil die Plots zuweilen so grotesk sind, ermöglichen sie für die Zuschauenden ein befreites Rezeptionserlebnis, das allein auf der fiktiven Empörung der Figuren basiert.

Schlagworte: Fernsehserie | TV | Komik | Comedy

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

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