Überengagement durch Moralisierung

Selbst- und Fremdidentifikationen in einem kommunalen Streit um eine Flüchtlingsunterbringung

12 Seiten | Autor: Manuel Dieterich

Angesichts der Konjunktur öffentlicher Moraldebatten stellt Manuel Dieterich die Frage, was Moralisierungen für die Möglichkeiten gesellschaftlicher Konfliktaustragungen bedeuten. Anhand eines empirischen Konfliktbeispiels um den Neubau einer Anschlussunterbringung für Geflüchtete vertritt er die These, dass Moralisierungen zu einem „Überengagement der Beteiligten“ (Niklas Luhmann) neigen, da sie einerseits mit Personalisierungen und andererseits mit einer polarisierten, manichäischen Sichtweise auf den Konflikt und die daran Beteiligten einhergehen. Dadurch können die moralisch durchdrungenen Selbstbilder, mit denen sich die Beteiligten identifizieren, in Frage gestellt werden, was diese durch ihr Überengagement zu kompensieren versuchen. Diese Mechanismen von Moralisierungen haben Auswirkungen auf die Möglichkeiten und Modi der öffentlich-politischen Austragung von Konflikten.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

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