Globalisierung, De-Globalisierung, Re-Globalisierung

12 Seiten | Autor: Wolfram Elsner

Nach dem Ende der Sowjetunion schien der neoliberale Finanzmarktkapitalismus für immer zu herrschen. Die USA beanspruchten, als „einzige Weltmacht“ die Welt zu regieren. Im „Jahr der Pandemie“ 2020 wurde eine sich wandelnde Welt sichtbar. Die hatte sich lange vorbereitet. Die „alte Globalisierung“ von den 1980er Jahren bis 2008 war ein originär politisch-ökonomischer und machtspezifischer Prozess. Sie erwies sich als sozial und ökologisch nicht nachhaltig und ging in Ungleichheit, Desintegration, Zerfall und De-Globalisierung über. Finanzkrisen, realwirtschaftliche Rezession, soziale und humanitäre Probleme, Umweltkatastrophen und politische Regressionen hatten sich schon „vor Corona“ verdichtet. Mit der Re-Globalisierung „nach Corona“ zeichnet sich die Gefahr einer Spaltung der Welt in zwei parallele internationale politisch-ökonomische Blöcke ab. Es geht um Resilienz der künftigen Wertschöpfungsketten, verbunden mit mehr Diversifizierung, einer Re-Nationalisierung, Regionalisierung, mehr Planung und Industriepolitik im Westen und mit stabilen, langfristigen internationalen oder zwischenstaatlichen Abkommen und verlässlicher internationaler Zusammenarbeit. Soll die Welt nicht in zwei parallele Re-Globalisierungsblöcke zerfallen, muss Washington seinen hybriden Krieg gegen China beenden. Der Westen sollte Chinas wiederholte Angebote ernst nehmen, die eigenen strukturellen Ziele und Interessen klären und ernsthafte Verhandlungen mit China (und Russland) führen, um eine langfristige verlässliche Zusammenarbeit umzusetzen. Es braucht Entspannungspolitik und friedliche Koexistenz.

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Erschienen in
Berliner Debatte 4 | 2020
Chinas neue Seidenstraßen
164 Seiten

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