Der Kairos von 1968 – Die Gelegenheit im Pariser Mai
6 Seiten | Autor: Alexander Neupert-Doppler
Für die Ideengeschichte der politischen Philosophie ist die Geschichte der Rezeption von 1968 heute ebenso interessant wie die Geschichte der Ereignisse von vor 50 Jahren. Uns Nachgeborenen, mehr noch als für ZeitzeugInnen, ist 1968 zur Chiffre geworden für etwas, das wir zwar verpasst haben, aber das wiederkehren könnte. Das „Wünsch Dir ein ’68“ von 1997 oder Veranstaltungen wie aktuell „Schafft ein, zwei, drei, viele ’68“1 sind Indizien eines Geschichtsbildes, in dem Vergangenes nicht einfach vergangen ist. 1968 steht für „den Geist eines Aufbruchs, für den es noch immer nicht zu spät ist“ (Fleischer 2018). Aber nicht nur in Popkultur, Politszene und im Feuilleton, auch in der Wissenschaft findet sich die Idee der nicht endgültig vergangenen Vergangenheit. Die Bielefelder Historikerin Ingrid Glicher-Holtey fasst die nachwirkende Bedeutung von 1968 so: „Man kann daher sagen, dass die 68er-Bewegung die bislang letzte soziale Bewegung war, die über einen Gegenentwurf zur bestehenden Wirtschafts-, Gesellschafts- und Herrschaftsordnung verfügte.“
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