Der gescheiterte Multikulturalismus und die Politisierung des Kulturellen
16 Seiten | Autor: Christoph M. Michael
Die Rede von einem europäischen Multikulturalismus kann größtenteils als ein Fall politischer Mythenbildung betrachtet werden, während das Konstatieren seines Scheiterns als strategischer Sprechakt zu verstehen ist, der in einen komplexen Referenzrahmen eingebunden ist. Multikulturalismus erscheint als Chiffre für ein Spektrum diverser Phänomene, die Christoph Michael in diesem Artikel anhand dreier Bedeutungsebenen analytisch differenziert. Im Diskurs des Scheiterns manifestiert sich einerseits die zunehmende Kulturalisierung politischer Debatten, andererseits markiert dieser Diskurs die Unfähigkeit europäischer Politik, eine tragfähige Vision post-nationaler Demokratie zu entwickeln. Während bestimmte Ansätze die nationalstaatliche Kohäsion aufgrund einer unterstellten migrantischen Segregation in Parallelgesellschaften gefährdet sehen, erscheint die relative Abwesenheit struktureller, sozio-ökonomischer Perspektiven als blinder Fleck in der Debatte. Die abschließende Diskussion aktueller, „post-multikultureller“ Konzepte kultureller Anerkennung im liberalen Verfassungsstaat zeigt, warum das politische Vokabular des Multikulturalismus insbesondere in Zeiten starker Zuwanderung unverzichtbar ist.
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