Jacob Burckhardt, Peter Burke und der Genuss Italiens
16 Seiten | Autor: Gerhard Katschnig
In der Umgebung der familiären Basler Geistlichkeit begann Jacob Burckhardt 1837 neben Geschichte und Philologie das Studium der Evangelischen Theologie. Dem protestantischen Ansinnen, das für seinen Vater als reformierten Pfarrer am Münster kennzeichnend war, stand eine Reise entgegen, die den jungen Burckhardt 1838 erstmals nach Florenz brachte. Auf der Domkuppel von Florenz stehend, so lesen wir in einem Brief an Johannes Riggenbach 1838, betrachtete er den Sonnenuntergang und sog Italiennostalgie ein: „Vor mir lagen die Reichthümer der Kunst und Natur, als wäre die Gottheit wie ein Säemann über dieß Land geschritten.“ Dieser Eindruck, als seien Natur und Kunst in der Landschaft Italiens verschmolzen, blieb für Burckhardts späteres Schaffen bestimmend und gab in seinem Studium die Bevorzugung der Geschichtswissenschaft vor. 1839 wechselte er durch sein jugendliches, geradezu überschwängliches Interesse an Kunst und Geschichte nach Berlin, um Philologie, Geschichte und Kunstgeschichte zu studieren sowie Vorlesungen bei den Historikern Leopold von Ranke und Johann Gustav Droysen, dem Philologen Jacob Grimm und dem Kunsthistoriker Franz Kugler zu hören. In der wissenschaftlich anforderungsreichen Umgebung von Berlin kann man, wenn man seinen Briefverkehr ernst nimmt, die zweite zentrale Prägung für seine spätere Schaffensphase entnehmen: „[…] ich hatte meine Wissenschaft auf Hörensagen hin geliebt, und nun trat sie plötzlich in gigantischer Größe vor mich […] Jetzt erst bin ich fest entschlossen, ihr mein Leben zu widmen, vielleicht mit Entbehrung des häuslichen Glückes.“3 Während das Verhältnis zu Ranke und Droysen distanziert blieb, knüpfte er zu Franz Kugler eine freundschaftliche Beziehung, die in seiner ersten Kulturgeschichte, Renaissance, Italien größeren Veröffentlichung, »Die Kunstwerke der belgischen Städte«, im Sommer 1842 ihren Niederschlag fand.
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