Vierzig Jahre 1968
39 Seiten | Autor: Manfred Lauermann
Für 2008 konnte eine mediale Verwertung von ‚68‘ erwartet werden. Meine Prognose lautet, dass in zehn Jahren, zum 50. Dienstjubiläum von 68, nichts Vergleichbares geschehen wird. Alle 68er haben dann ihre Biografien geschrieben, in den Medien sind die Redakteursposten von anderen eingenommen worden, die keinerlei Generationsromantik mehr empfinden. Nun, 2008, haben sich die Printmedien auf einen mittleren Deutungsweg begeben. Der Mainstream konstatiert: einige Exzesse, schlimme Nachwehen (RAF), ansonsten eine gesellschaftliche Evolution in Richtung einer Fundamentalliberalisierung der BRD, oder noch schöner: Bürgersinn mit Weltgefühl. Bestenfalls eine sanfte Konsum- und Kulturrevolution. Die nichtintendierten Nebenfolgen1 von 68 seien beachtlich: Kinderläden, Sozialstationen, Psychiatriereform, Gefängnis- und Schulreformen, Frauen- und Schwulen/Lesbenbewegung, schließlich Umwelt-, Ökologie- und Anti-AKW-Bewegung. Die oft beobachtete Subjektivität der 68er, quasi die Vorform der ‚Individualisierung‘ – oder besser: der massenhaften Herstellung von Bastelbiografien (Hitzler) – findet ihren theoretischen Ausdruck in der altvertrauten Soziologie der Nachahmung sowie in Goffmans Perspektive des Akteurs als Rollen-Spieler und Schau-Steller.
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