Urbanisten versus Populisten
14 Seiten | Autor: Máté Szabó
Im Vergleich der postkommunistischen Demokratien hat sich das ungarische Mehrparteiensystem zügig etabliert. Im Unterschied etwa zu Polen, Bulgarien und der Slowakei war die Parteienlandschaft hier schon zu Beginn der 1990er Jahre durch die aus Westeuropa bekannten Lager der Sozialdemokratie, der Christdemokratie und des Liberalismus gekennzeichnet. Parteien in postkommunistischen Demokratien werden gemeinhin als Produkte der neuen politischen Rahmenbedingungen – Freiheitsrechte, Öffentlichkeit und Offenheit – betrachtet. Dabei wird oft übersehen, dass Keimformen der später zu Tage getretenen parteiideologischen Konfliktlinien oft schon vor dem Regimeumbruch von 1989/90 in den dissenten bzw. oppositionellen Milieus angelegt waren. Entsprechende Formen eines vorpolitischen Pluralismus lassen sich aus den regimekritischen Diskursen der Samizdat-Öffentlichkeit rekonstruieren. In diesen Diskursen wurden Positionen und Gegenpositionen entwickelt, die schon seit längerem in oppositionellen politischen Kulturen tradiert waren und im Zuge der Öffnung des politischen Raums erneut bzw. erstmals öffentlich artikuliert wurden.
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