Die Fabrikation von „Humankapital“

Eine praxistheoretische Analyse

12 Seiten | Autor: Henning Laux

Das diskursive Ereignis „Humankapital“ scheint in der Gegenwart nicht länger von Interesse zu sein. Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls auf, wenn man die sozialwissenschaftliche Forschungsliteratur durchforstet. Dort herrscht aktuell eine merkwürdige Stille. Vor ein paar Jahren war dies noch ganz anders: Die Kür zum „Unwort des Jahres 2004“ hatte vor allem in den Feuilletons der Republik eine intensive und beinahe hitzige Debatte über Legitimität und Status der Kategorie entfacht. Bundesdeutsche Ökonomen fühlten sich durch das damalige Urteil der Gesellschaft für deutsche Sprache grob missverstanden. Als Retourkutsche geißelten sie die Ahnungslosigkeit der Jury: „Wer darin ein Unwort sieht, ist ein ökonomischer Analphabet und sollte sich das Schulgeld zurückgeben lassen. Ein Jammer, dass man durch das Eingeständnis, von Mathematik und in Wirtschaft wenig zu verstehen, hierzulande auch noch soziale Pluspunkte sammeln kann, ich finde dieses Gutmenschengehabe einfach widerlich“. Die geisteswissenschaftlich informierte Gegenseite attackierte hingegen ihrerseits die offenkundige Blindheit der Ökonomen für die performativen Aspekte der Sprache und wies den begrifflich flankierten Imperialismus der kapitalistischen Verwertungslogik in aller Schärfe zurück.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2009
Bildung als Humankapital
160 Seiten

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