Geschichtspolitiken
15 Seiten | Autor: Jan C. Behrends
Am 2. und 3. März dieses Jahres flimmerte mit dem Zweiteiler „Wilhelm Gustloff“ öffentlichrechtlicher Geschichtskitsch über die Mattscheiben deutscher Fernseher.1 Zwei Abende lang entspann sich zur besten Sendezeit „ein großes deutsches Thema“, wie das ZDF den Film bewarb.2 Regie führte Joseph Vilsmaier, ein cineastischer Wiederholungstäter, der bereits zahlreiche B-Movies über die deutsche Vergangenheit gedreht hat. Mehr als sieben Millionen Zuschauer – ein knappes Viertel des Fernsehpublikums – ließen sich das Drama um das torpedierte KdF-Schiff nicht entgehen. Zu sehen waren norddeutsch-unterkühlte Offiziere, aufopfernde Rotkreuz-Schwestern, ein unerschrockenes Liebespaar, einige charakterlose Nazi-Schergen und in rotes Licht getauchte sowjetische U-Boot-Fahrer, die am Ende des zweiten Teils die „Wilhelm Gustloff“ zur baltischen „Titanic“ machen. Historischfragwürdig behauptet dieser Fernsehfilm, der ständig bemüht ist, Authentizität zu suggerieren, die „Gustloff“ sei dem Verrat eines kommunistischen Funkers zum Opfer gefallen.
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