Der alte Mann und die Insel
Weihnachten in Havanna, so heißt es seit Herbst 1989 unter den Exilkubanern in Miami, alle Jahre wieder. Nach dem Zusammenbruch der realsozialistischen Regimes in Osteuropa war bei ihnen aus der Hoffnung Gewißheit geworden, daß der Sturz Castros auf der Karibikinsel kurz bevorstehe. Aber nicht nur in kubanischen Emigrantenkreisen, auch bei politischen Kommentatoren und wissenschaftlichen Beobachtern scheint der Kollaps in Kuba nur mehr eine Frage der Zeit zu sein. Der Zerfall der UdSSR, des wichtigsten Verbündeten Kubas, hat diese Auffassung offenbar bestärkt. Anfang 1989 noch fragte Susan Kaufmann Purcell, Vizepräsidentin der politisch einflußreichen Amerika-Gesellschaft und Autorin mehrerer kenntnisreicher Aufsätzeüber Lateinamerika, ob sich "Kuba auf neuen Wegen?" befinde, im Sommer 1990 sah sie eine "bewölkte Zukunft" für Kuba, und in ihrem jüngsten Artikel prophezeit sie ein "zusammenbrechendes Kuba". Die polnische Autorin Anna Husarska sieht in der kubanischen Gesellschaft die gleichen Anzeichen, die in Osteuropa den Beginn des Zusammenbruches des Realsozialismus ankündigten. Die dramatische wirtschaftliche Lage, die zunehmende Flucht von Kubanern, das Entstehen verschiedener oppositioneller Gruppen, die immer offener agieren und international an Ansehen gewinnen, sowie die gestiegene Repression führen sie zu der Schlußfolgerung, "daß der kubanische Kommunismus in jedem Moment zusammenbrechen kann".
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