War denn vom Paradies die Rede?
6 Seiten | Autor: Peter Ruben
'Gebeten, mich an der Debatte über die menschliche Paradiesfähigkeit zu beteiligen, will ich zunächst nicht verhehlen, die gestellte Frage für sonderbar und wunderlich zu halten. Nach dieser Potenz im abgeschwächten Sinne einer Fähigkeit "für eine Menschenweit ohne Grausamkeit, ohne Hunger, Krieg, Vergewaltigung, ohne ein Glücklichsein, das mit dem Unglück eines Anderen bezahlt werden muß" wird ja im Zusammenhang mit der Feststellung des Desasters kommunistischer Parteiherrschaft gefahndet. Das suggeriert, im kommunistischen Unternehmen einen Verein von Idealisten am Werke gesehen zu haben, der im Versuch, seine "ursprünglichen Ideale" zu verwirklichen, stracks das Gegenteil dessen, was beabsichtigt gewesen, hervorgebracht hat. Es wird also das "Himmelreich auf Erden", ein weltliches Paradies, für das Ziel der Kommunisten gehalten. Das ist gewiß eine oberflächliche und törichte Interpretation, die jenseits der Kenntnisnahme derwirklichen Geschichte der kommunistischen Bewegung des zwanzigsten Jahrhunderts konzipiert worden ist. Und wenn gefragt wird: "Könnte es sein, daß das sozialistische Projekt scheiterte, weil die ''sozialistische Rechnung'' ohne die menschliche Natur gemacht wurde?'''', so ist doch wohl der Grund des Scheiterns eben dieser Bewegung gesucht, d.h. ein sozialtheoretisches Problem gestellt. Dies mausert sich zum anthropologischen, indem ein geschichtlich doch sehr gut bestimmbares Phänomen auf den Zweifel an der Paradiesfähigkeit der menschlichen Natur reduziert wird.'
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