Eine philosophische Anthropologie

3 Seiten | Autor: Pawel Florenski

In ihrer Besonderheit müssen die verschiedenen Wahrnehmungen mit den metaphysischen Linien der Weit übereinstimmen. Die metaphysischen Ebenen des Seinszusammenhanges kommen in den Eigentümlichkeiten der psychologischen Struktur unserer Erfahrung zum Ausdruck. Ontologisch gesehen hieße das: Die Metaphysik bringt die Psychologie hervor, psychologisch gesehen hieße es umgekehrt: Die Psychologie bestimmt unsere metaphysischen Konstruktionen. Symbolisch gesehen ist es, wie wir bereits sagten: Das Metaphysische drückt sich im Psychologischen aus, das Psychologische drückt das Metaphysische aus. Daher bereitet es uns keine Schwierigkeiten anzuerkennen, daß diefünf oder sechs oder sieben Sinne sieben Tore zum Wissen sind, wie W. Thomson sagt, die sieben Arten der sinnlichen Beziehung zur Weit sind die sieben metaphysischen Achsen der Weit. Und wenn wir zwischen den Sinnen einen großen Unterschied feststellen, so eben deshalb, weil sich diese sieben Parameter schon in der Wirklichkeit der Weit vorfinden. Anthropologie, das ist nicht das Selbstgenügen des vereinzelten Bewußtseins, sondern konzentriertes, repräsentatives Sein, das das ausgedehnte Sein in seiner Gesamtheit widerspiegelt: Der Mikrokosmos ist der Makrokosmos in kleiner Gestalt und nicht etwas für sich.

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Erschienen in
Berliner Debatte 6 | 1992
Postsowjetische Reflektionen
122 Seiten

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