JOHANN - Jan - IWAN

Deutsch-russische Beziehungen und Polen

4 Seiten | Autor: Sylwester Szafarz

Nach dem Besuch des Präsidenten Rußlands, Boris Jelzin, in Deutschland „treten die gemeinsamen Beziehungen beider Staaten in eine neue Phase“. Man könnte diese, ohne größeres Zögern, mit dem Ausdruck „totale Zusammenarbeit“ belegen. Auch für die anderen europäischen Staaten, namentlich für Polen, wird so „eine neue Qualität“ geschaffen. Doch dies ist eine höchst problematische Qualität. Der seit über tausend Jahren verbindliche Stereotyp lautet: immer dann, wenn es gut ging zwischen Deutschland und Rußland, verschlechterte sich die Lage Polens gravierend, zeitweise so sehr, daß unser Land sogar von der Landkarte schwand. Ein zweiter Stereotyp besagt: die deutsch-russische Freundschaft und Zusammenarbeit ist von besonderer Art, etwa wie die zwischen Hund und Katze. Manchmal ging aus ihnen schon grausamer Krieg hervor. Die Stereotypen existieren fort, die Entwicklung aber muß ihnen nicht notgedrungener Weise folgen. Das deutsche und das russische, die beiden großen Völker sind durchaus in der Lage, historische Schlüsse zu ziehen. Zu siegen verstehen sie, doch sie verlieren nicht gern.

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 1992
Ist der Mensch paradiesfähig?
112 Seiten

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