Rumänien

Aspekte der Veränderung

5 Seiten | Autor: Anton Latzo

Die tiefen gesellschaftspolitischen und ökonomischen Krisenprozesse in Rumänien resultieren aus dem Zusammenbruch des in diesem Lande bis Ende 1989 besonders ausgeprägten stalinistischen, bürokratisch-zentralistischen Systems. Kennzeichen dieses Systems des Stalinismus in Rumänien waren die potenzierte Konzentration der Macht in den Händen einer Person, Nicolae Ceausescus bzw. seiner Familie, ausgeprägter Personenkult, brutale repressive Herrschaftsmethoden sowie eine die Menschenwürde mißachtende Diktatur. Die voluntaristische, von Subjektivismus, dem krankhaften persönlichen Ehrgeiz Ceausescus und maßlosem Zentralismus geprägte Struktur der Kommandozentrale für die Steuerung der Wirtschaft setzte jegliche ökonomische Vernunft außer Kraft. Irrationalismus, von der Realität völlig abgehobene Vorstellungen Ceausescus unterdrückten bzw. verhinderten die Realisierung der Interessen und Bedürfnisse der Gesellschaft wie auch der einzelnen Menschen. Sie machten ebenso eine stabile und ausgeglichene volkswirtschaftliche Entwicklung unmöglich. Disproportionalität und Diskontinuität einerseits und Warenhauscharakter der Produktion andererseits waren sichere Wegweiser in die Krise, weil sie sowohl die effektive Verwertung der eigenen, internen Mittel und Ressourcen als auch die wirksame Teilnahme an der internationalen Arbeitsteilung erschwerten bzw. sogar blockierten. Der nationale Reichtum des Landes wurde vergeudet. Die Lebensbedingungen der Menschen verschlechterten sich zusehends. Der Zerfallsprozeß in der Landwirtschaft spitzte die ökonomische Krise zu einer chronischen Versorgungskrise zu, die den Menschen jegliche Leistungsmotivation nahm.

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Erschienen in
Berliner Debatte 5 | 1991
Der Osten auf dem Weg nach Europa
108 Seiten

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