Geschichtswissenschaft im SED-Staat
4 Seiten | Autor: Willfried Geßner
„An die Stelle uneigennütziger Forschung trat bezahlte Klopffechterei, an die Stelle unbefangener wissenschaftlicher Untersuchung das böse Gewissen und die schlechte Absicht der Apologetik“ - diese Marxsche Charakteristik einer Wissenschaft, welche nur Symptom statt geistige Bewältigung einer gesellschaftlichen Grundlagenkrise war, trifft zumindest in weiten Teilen den Zustand der Gesellschaftswissenschaften der DDR, die doch das Attribut „marxistisch“ sogar im Titel trugen. Zu Recht wird heute immer wieder darauf insistiert, daß sich auf Marx nicht berufen konnte, wer die Frage, „Ob dieses oder jenes Theorem wahr sei“, durch die ganz andere Frage ersetzte, ob es politisch „nützlich oder schädlich, bequem oder unbequem, polizeiwidrig (sei) oder nicht“ Diese verbreitete Praxis widersprach aber den Marxschen Intentionen in keinem anderen Sinne, als sie die Preisgabe der Wissenschaft schlechthin bedeutete. Eine differenzierte Analyse der DDR-Gesellschaftswissenschaften wird davon auszugehen haben, daß zwischen seriöser Wissenschaft und purer Propaganda eine beträchtliche Grauzone existierte. Gerade um diese ausleuchten zu können, sind die genannten Grenzbegriffe unverzichtbar.
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