Gestalten des Mitgefühls
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Vergleicht man die deutschen Begriffe „Mitgefühl“ und „Mitleid“ mit den entsprechenden Ausdrücken in anderen Sprachen, z.B. mit dem englischen compassion oder pity, so zeigt sich, daß sie je andere Assoziationen anklingen lassen. Im deutschen Mitgefühl ist das generelle Fühlen mit enthalten, im englischen compassion das verwandte passion, das ja zu gut Deutsch nichts anderes als „Leidenschaft“ meint. Fühlen sich die Engländer also mit größerer Intensität in das Leid der anderen ein? Versucht man eine wörtliche Rückübersetzung, erhält man ein Wort von eher zerstörerischem Klang, kommt es doch fast nur in der Verbindung »in Mitleidenschaft ziehen« vor, etwas das zudem eher Sachen als Personen zustößt. Wenn es auch sonst Mit-Leidenschaft nicht gibt, so doch Mit-Leid. Dem entspricht das englische pity, bei dem nun das „mit“ – „com“ nicht mehr enthalten ist. Das zeigt, daß der allgemeinere Terminus Mitgefühl im Deutschen viel näher an das speziellere Mitleid gerückt ist als das englische compassion an pity. Für das deutsche Mitleid ist nun wiederum immer auch ein spezielles Leid mit bedeutsam, ein Leid, das bei uns Passion heißt (und nicht zu verwechseln ist mit passion) – das Leid Christi (ein Leiden, das übrigens nach christlichem Verständnis aus Mitleid erlitten wird). Diese nahe Verbindung wird im Englischen durch pity verschliffen. In beiden Sprachen muß Mitgefühl und Mitleid aber zunächst von Empathie – empathy abgegrenzt werden. Während Empathie Einfühlung generell (zunächst ohne Wertung) meint, also auch glückliche Empfindungen nachfühlen kann, zielt Mitleid – und zumeist auch Mitgefühl – auf Empathie mit negativen Erfahrungen. Mitleid hat zudem noch stärker moralische Komponenten. In diesem Zusammenhang werden nun Mitgefühl und Mitleid häufig nach ihrem moralischen Wert unterschieden. Dann versteht man unter Mitgefühl eine positive Regung, die nur das Beste für den Leidenden will, während Mitleid einen deutlich negativen Beigeschmack hat, weil es als herablassend empfunden wird. An diese negativen Erfahrungen knüpft Adolf Muschg in seinem Beitrag an, gerade auch an das verordnete Mitgefühl, das den Kindern oktroyiert wird, und zwar vornehmlich im sonntäglichen Gottesdienst, in den Agenturen der sogenannten Mitleidsreligion, die doch in der Geschichte so oft selbst mitleidslos war.
Inhalt
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Und wie sie zusammenhängen
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Über Mitleid in der Rechtsprechung
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Mitfühlen angesichts des globalen Elends im Fernsehalltag
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Gestalter des Mitgefühls
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VedāntadeśikasZenturie über das Mitleid
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Über ein traumatisches Schamgefühl
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Über Gelächter und Scham
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Über Kitsch, Avantgarde und Jeff Koons
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Der Mord an Hatin S. als Herausforderung für die moderne Moralphilosophie
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Das Konzept nachhaltiger Entwicklung in der ostdeutschen Bewährungsprobe
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Bücher von Jens Bisky, Raj Kollmorgen, Rolf Reißig/Michael Thomas
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Zu einer Feld-Soziologie des DDR-Philosophie-Paradigmas
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Souvenirs. 1814–1859
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Die Leidenschaft des Denkens
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Mehr Sicherheit in der Stadt?
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