WeltTrends 6 | 1995

Zerfall von Imperien

ISBN 978-3-929666-85-4 | ISSN 0944-8101 | 192 Seiten

Mit dem Schwerpunkt „Zerfall von Imperien“ nimmt sich WeltTrends im vorliegenden Heft wieder eines komparatistischen Themas an, diesmal mit starker historischer Note. Im Mittelpunkt der Beiträge stehen die Ursachen des Imperienzerfalls, der Ablauf dieser Prozesse und die Strategien der beteiligten Hauptakteure. Ebenso interessant waren die vielfaltigen Konsequenzen des Imperienzerfalls für die internationalen Beziehungen. Imperien haben in der Geschichte tiefe Spuren hinterlassen. In besonderer Weise ist der europäische Kontinent davon betroffen. Dies zeigt sich vor allem im Östlichen und südlichen Europa, dessen politische Landschaft nach dem Ende des Ost- West-Konflikts in Bewegung geraten ist. Die Gesellschaften der den Imperien nachfolgenden Nationalstaaten wurden von ihnen weitaus stärker geprägt als oftmals angenommen. Schließlich sind viele zwischen- und innerstaatliche Konflikte im Raum der früheren Imperien ohne Kenntnis der jeweiligen intra-imperialen Vorgeschichte schwerlich verständlich. Nicht zuletzt sind einige Imperien heute Gegenstand nostalgischer Verklärung. All diese Gründe haben die Redaktion veranlaßt, sich dieses Themas anzunehmen. Wir beabsichtigen, die Debatte in den nächsten Heften fortzusetzen. PåI Bakka widmet sich in seinem Einführungsbeitrag der Frage, welche Rolle imperiale Zusammenbrüche in der europäischen politischen Entwicklung gespielt haben. Es folgen Beiträge, deren Anliegen es ist, den spezifischen Zerfallsprozeß von vier Imperien nachzuzeichnen: des spanischen Weltreiches (Inge Buisson), des Osmanischen Reiches (Bülent Gökay), der Habsburger Monarchie (Hanns Haas) und schließlich der Sowjetunion (Jochen Franzke). Die Zusammenschau der Beiträge vermittelt ein plastisches Bild der Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Zerfallsprozessen dieser Reiche. Das Interesse an unserer Debatte zur Geopolitik ist ungebrochen. Beiträge von Jörg Brechtefeld und Rainer Winkler befassen sich aus geopolitischer Sicht mit den Optionen deutscher Politik in Europa. Unmittelbar vor Beginn der Überprüfungskonferenz zum Vertrag über nukleare Nichtverbreitung beleuchtet Wolfgang Kötter die theoretischen Erklärungsmuster und die politische Praxis dieses umkämpften internationalen Regimes.

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