WeltTrends 5 | 1994

Migration

ISBN 978-3-929666-84-7 | ISSN 0944-8101 | 192 Seiten

Weltproblem Migration: Die internationale Debatte hierüber durchläuft gegenwärtig eine kritische Phase. Bisherige Reaktions- und Handlungsmuster von internationalen Organisationen, aber auch von Einzelstaaten sind immer weniger geeignet, die anwachsenden globalen Flucht- und Migrationsbewegungen zu steuern, die Folgen gewaltsamer Vertreibung zu lindern oder mit präventiven Strategien den migrationsverursachenden Krisenfaktoren entgegenzuwirken. Während überregionale und multilaterale Lösungen immer dringlicher werden, verstärken sich besonders in den Industriestaaten Tendenzen der Abschottung vor den Migrationsfolgen. Hier zeigen die innenpolitischen Rückwirkungen bedrohliche Schatten: Xenophobie wird gewollt oder ungewollt entfacht, mit neuen Feindbildern wird die Ausgrenzung von Minderheiten und Zugewanderten betrieben, und Wirtschaftsegoismus erfährt angesichts veränderter ökonomischer und sozialer Rahmenbedingungen in den „reichen“ Industriestaaten neue Dimensionen. Wenn WeltTrends in dieser Situation das Thema Migration aufgreift, dann auch mit der Absicht, von Migrationsforschern und Politikwissenschaftlern aus verschiedenen Ländern zu erfahren, welche möglichen Konsequenzen sich für die internationale Politik aus den neuartigen Flucht- und Wanderungsbewegungen ergeben. Vielfach wird darauf verwiesen, daß ein Paradigmenwandel hinsichtlich der Bewertung von Wanderungsursachen und von Fluchtmotiven im Gange ist. Mehr denn je sind nach dem Ende des kalten Krieges die Migrationsentwicklungen im Kontext politischer, ökonomischer und sozialer Wandlungen zu sehen. Das betrifft den Osten Europas ebenso wie die Länder im Süden unseres Erdballs, in denen sich – das sollte nie übersehen werden – die größten Armutswanderungen und Flüchtlingsdramen vollziehen. Einfache Lösungen für diese komplexe Problematik kann weder die Wissenschaft noch die Politik anbieten.

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