Nach dem Marxismus

Gewiß gibt es seit 1989 einen neuen Grund, über die Gegenwart und Zukunft des Marxismus zu reden. Für Marxisten aus der DDR-Tradition gibt es auch Gründe, sich jetzt nicht (wie einst Petrus) aufs Leugnen zu verlegen: "Ich kenne diesen Menschen nicht". Die Frage nach der geschichtlich-praktischen Triftigkeit des Marxismus stellt sich jedoch nicht erst jetzt, und sie gehört in eine weitere Zeitperspektive gerückt. Der Offizial-Marxismus der sowjetischen Schule war ein ideologischer Isolationismus. Er geht auf die Irritationen zurück, aus denen schon am Ausgang des vorigen Jahrhunderts die Polarisation von "Marxismus und Revisionismus" aufgekommen ist. Nach dem ersten Weltkrieg und kurz vor der Eröffnung der zweiten Weltkriegsphase meinte Karl Korsch 1931, der Marxismus, um den es damals gegangen ist, sei jetzt "eine Tatsache der Vergangenheit". Nach dem zweiten Weitkrieg fügte er 1950 hinzu: "Es hat keinen Sinn mehr, die Frage zu stellen, wieweit die Lehre von Marx und Engels heute noch theoretisch gültig und praktisch anwendbar ist."

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 1993
Marxismus - und keine Ende?
128 Seiten

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