Geschichte der Kulturwissenschaft VI
12 Seiten | Autor: Gerhard Katschnig
Die kultur- und universalgeschichtlichen Grundlagenwerke, die zeitlich von Jacques-Bénigne Bossuet über Giambattista Vico bis hin zu Johann Gottfried Herder erschienen, eröffneten ein breites Feld des sittlichen wie zivilisatorischen Versprechens, das in einer Zukunft als planbare Jetztzeit eingelöst werden sollte. Zugleich erstarkten Zweifel am aufgehobenen Spannungsfeld zwischen Natur- und Kulturzustand, die im Zeitalter der Aufklärung die kulturellen Errungenschaften im Namen und Betätigungsfeld ihrer eigenen Prinzipien kritisch infrage stellten. Stellvertretend für alle angekündigten Verwirklichungsmöglichkeiten des Menschen schrieb Immanuel Kant in einer prominenten Fußnote zur Vorrede seiner Kritik der reinen Vernunft von 1781: „Unser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles unterwerfen muß“ – gemäß der Etymologie des Verbs kritisieren, die besagt, dass das Altgriechische κρίνειν mit dem Sinnbild des Aussiebens von Vorhandenem verglichen werden kann.
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