Neue Sowjetische Bedrohung - Implikationen und Risiken
6 Seiten | Autor: Sergej Henke
Der 25. Dezember des Jahres 1991 markierte das Ende der Sowjetunion, des letzten Imperiums des 20. Jahrhunderts, er markierte aber auch eine Zeitenwende in der Geschichte Rußlands. Umbrüche dieser Dimension bedeuten immer zunächst einen Verlust an weltpolitischer Stabilität, erzeugen allenthalben Verunsicherung und Unbehagen. Ihr konstruktives Veränderungspotential entzieht sich in der Regel der Wahrnehmung der Zeitgenossen. Die Gorbatschowsche Revolution, die fast einer halben Milliarde Menschen zum Selbstbestimmungsrecht verholfen hat, wird im Westen vielfach auch als neue „sowjetische Bedrohung“ perzipiert. Die Experten entwerfen immer neue apokalyptische Szenarien einer „Jugoslawisierung“ bzw. „Libanonisierung“ der ehemaligen Supermacht. Das Paradoxe an dieser neuen „Bedrohung“ besteht darin, daß sie sich zunächst gegen die eigene Gesellschaft richtet, die gewaltsame Zerstörung ihrer Strukturen kann aber zumindest für Europa in der Tat unkalkulierbare Folgen haben. Die Gefahr für die Stabilität und Sicherheit Europas erwächst diesmal - ein weiteres Paradoxon - nicht aus der ungeheuren Akkumulation der Macht, sondern aus dem abrupt entstehenden Machtvakuum in einer mit Konflikten, Selbstzerstörerischen Leidenschaften und tödlichen Waffen „vollgestopften“ Region.
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