Politischer Totenkult im internationalen Vergleich
13 Seiten | Autor: Manfred Hettling
Der Gefallenen zu gedenken, ist eine politische Herausforderung. Ihr Tod unterscheidet sich kategorial vom zivilen Sterben. Dieses ist unausweichlich, es entzieht sich der Verfügbarkeit des menschlichen Willens. Der gewaltsame Tod – im Krieg, im Bürgerkrieg, im revolutionären Aufstand, im Rahmen einer UN-Friedensmission – ist die direkte Folge menschlichen Wollens. Kausal gesehen ist es der andere, ob als Feind tituliert oder nicht, der tötet und somit für das Sterben verantwortlich ist. Doch notwendige Bedingung hierfür ist die eigene Entscheidung, der gewaltsamen Situation nicht auszuweichen, sondern ,in den Krieg zu ziehen‘, wie es früher genannt wurde. Indem nicht der Einzelne über Krieg und Frieden entscheidet, sondern das Gemeinwesen, wird der Tod des Soldaten zur politischen Angelegenheit. Die damit getroffene Verfügung über das Leben eines Einzelnen fordert deshalb politische Antworten: Welchen Sinn hat dieser Tod für das Gemeinwesen?
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