Einsamkeit und Freiheit im Elfenbeinturm?

Humboldt, Schelsky und die solitäre Praxis der Geisteswissenschaften

13 Seiten | Autor: Kathrin Wittler

Im Umgang mit akademischer Einsamkeit herrscht heutzutage eine gewisse Verlegenheit. Einerseits als Bildungsideal hochgehalten, gilt sie andererseits als menschlich und politisch suspekte Abkehr von der Gesellschaft. Mit einem kursorischen Rückblick auf die begriffsgeschichtliche Karriere der bildungspolitischen Forderung nach ‚Einsamkeit und Freiheit‘ bei Wilhelm von Humboldt und Helmut Schelsky sowie auf die Gebrauchsgeschichte des politischen Schlagworts ‚Elfenbeinturm‘ geht Kathrin Wittler den Ursachen dieser Verlegenheit nach. Überwinden lässt sie sich nicht auf rhetorisch-begrifflicher Ebene, so das Plädoyer, sondern durch eine praxeologische Selbstreflexion, die das epistemologische Potential einsamer Geistesarbeit anzuerkennen erlaubt. Dieses Potential liegt in der Virtualität einsamer Kommunikation: Sieht man von der emotionalen und politischen Aufladung des Einsamkeitsbegriffs ab, lässt sich geisteswissenschaftliches Lesen, Denken und Schreiben als produktives solitäres Gesellschaftsspiel bestimmen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2022
Einsamkeit
166 Seiten

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