Das Agilitäts-Dispositiv

Die Coder-Klasse zwischen Selbstermächtigung und digitalem Taylorismus

10 Seiten | Autor: Timo Daum

Vor 20 Jahren entstand das „Manifest für Agile Softwareentwicklung“. Seine Prinzipien haben sich in der Zwischenzeit in Gestalt agiler Methoden in der Softwarebranche etabliert. Kleine Teams entwickeln in kurzen Iterationen funktionsfähige Prototypen, kommunizieren ständig und steuern sich weitgehend selbst. Das Streben des Managements nach Geschwindigkeit & Kontrolle wird in die Teams hinein verlagert. Überall da, wo kognitiv-kreative Arbeitsprozesse organisiert werden müssen, wird Agilität zur Methode der Wahl. Ein agiles Dispositiv hat sich herausgebildet, das die einstmals befreienden Prinzipien als erhöhte Anforderungen an die Kreativen und Programmiererinnen zurückspielt. Aus dem revolutionären Aufbegehren gegen Hierarchien ist mittlerweile eine maßgeschneiderte Ausbeutungsmethodik für kognitive Arbeit geworden. Das Manifest gab den Startschuss für die reelle Subsumption der kognitiv-kreativen Kopfarbeit im digitalen Kapitalismus.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2021
digital arbeiten
166 Seiten

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