Ludwig van Beethoven – Favorit der Musikkultur der DDR

15 Seiten | Autor: Ulrich Busch

Beethoven hatte in der Musikkultur der DDR eine besondere Stellung inne: Er galt als größter Komponist aller Zeiten und war der am meisten gespielte Klassiker. Von der Kulturpolitik wurde er wie ein „Staatskomponist“ behandelt. Da Beethoven weder dem Territorium der DDR verhaftet war noch der proletarisch-sozialistischen Musiktradition zuzurechnen ist, provoziert dies die Frage: Warum gerade er? Die Antwort geht davon aus, dass Beethoven der Vollender der Wiener Klassik und ein Repräsentant der Französischen Revolution war, und zeigt, dass beide Momente, seine Rolle als Klassiker wie als Revolutionär, ihn dafür prädestinierten, zum Favoriten der DDR-Musikkultur zu werden. Die Gründe sind einerseits in der Fokussierung des kulturellen Erbe-Verständnisses auf die Klassik zu sehen, andererseits in der revolutionären Tradition der DDR. Hinzu kommt, dass der 200. Geburtstag des Komponisten (1970) in eine Zeit fiel, als die DDR daran ging, ihre Souveränität aufzuwerten. Das Jubiläum diente dem Selbstverständnis der DDR als Ort der Verwirklichung aller fortschrittlichen Bestrebungen in der deutschen Geschichte und Kultur.

Schlagworte: Beethoven | DDR | Musik | Klassik | Revolution | Tradition | Erbe

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Erschienen in
Berliner Debatte 2 | 2020
Skandal und Empörung
172 Seiten

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