Die „Stunde Europas“?

2 Seiten | Autor: Sabine Ruß-Sattar

Was macht eigentlich Europa in der Coronakrise? Es schafft sich ab – diesen Eindruck konnte zumindest gewinnen, wer die Schlagbäume an den nationalen Grenzen nach unten gehen sah und eine koordinierte europäische Gesundheitspolitik vermisste. Seit einem guten Jahrzehnt scheint das europäische Projekt den Rückwärtsgang eingelegt zu haben: Seit der Zerreißprobe der Finanzkrise 2008 schwelt der wirtschafts- und finanzpolitische Interessenkonflikt zwischen süd- und nordeuropäischen Mitgliedstaaten, spätestens seit 2015 sind die fatalen Folgen einer fehlenden gemeinsamen Migrationspolitik offenkundig und mit dem Auftreten illiberaler Regierungen bröckelt das politisch-normative Fundament. Der Brexit führte schließlich die Möglichkeit des Zerfalls der Union vor Augen. Jetzt droht mit der verheerendsten Wirtschaftskrise seit 1923 das Aus eines Projekts, das im Kern vom Versprechen eines allen Mitgliedern Wohlstand sichernden gemeinsamen Marktes zusammengehalten wurde.

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Erschienen in
Welttrends 165 | 2020
Nachhaltig bis 2030?
72 Seiten

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