Immer noch interkulturelles Missverständnis
3 Seiten | Autor: Ulrich Menzel
Wenn man sich auf unterschiedlichen Ebenen bewegt, ist eine Debatte fast nicht möglich. Die Kollegin Lian argumentiert idealistisch und normativ, wenn sie behauptet, dass auf der Tugendlehre des Konfuzius (551 v. Chr. bis 479 v. Chr.) fußende Gebote die chinesische Außenpolitik bis heute prägen. Ob diese selbst für die damalige „Zeit der Streitenden Reiche“ galten, kann in Zweifel gezogen werden, gab es doch unter den klassischen chinesischen Denkern auch Vertreter des Realismus. Dass der Idealismus des Konfuzius heute Xi Jinping und die außenpolitischen Kader der Kommunistischen Partei Chinas in ihrem Anspruch leitet, China bis 2049 in eine Führungsposition in der Welt zu befördern, darf doch bezweifelt werden. Allein die Behauptung, dass ein 2500 Jahre altes Lehrgebäude angesichts der heutigen fundamentalen Weltprobleme (Verdrängungswettbewerb, Übernutzung von Ressourcen, Artensterben, Klimawandel, Staatszerfall, neue Aufrüstung, Migration, Corona etc.) noch hilfreich sein kann, unterstreicht, dass Lian denkbar ahistorisch argumentiert und es ihr selber an „historischer Substanz“ mangelt.
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