Kennedys Vision vor 55 Jahren – und die „Realpolitiker“ von heute
3 Seiten | Autor: Petra Erler
Am 10. Juni 1964, wenige Monate vor seiner Ermordung, präsentierte der damalige US-Präsident John F. Kennedy grundsätzliche Überlegungen zur Zukunft der Menschheit. Die tiefen Konflikte des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion hatten die Welt an den Rand der nuklearen Selbstvernichtung geführt. Dieses Risiko war für Kennedy inakzeptabel. Er zeigte einen Weg auf, der dauerhaften globalen Frieden schaffen könnte und nicht zu einer pax americana führe, wie er betonte. Die Stärkung der Vereinen Nationen betrachtete er als unerlässlich. Heute ist die Situation möglicherweise noch gefährlicher als damals. Nicht nur, weil die Menschheit zur Geisel von Nuklearmächten wurde. Die Konflikte zwischen alten und aufstrebenden Mächten verhindern, dass sich die Anstrengungen der Welt auf die Frage konzentrieren, wie wir gemeinsam den drohenden Klimawandel stoppen können. Setzt er sich weiter fort, verwandelt sich die Erde in ein neues Ökosystem, in dem Menschen, Tiere und Pflanzen zu bedrohten Arten werden: durch das Ansteigen der Meeresspiegel, der Millionen Geschöpfen den Boden unter den Beinen raubt oder sie entwurzelt; durch Versandung, Verödung und Wasserverknappung; durch Hitzewellen, die gnadenlos töten; durch Megastürme, die außer Verwüstung nichts zurücklassen; durch das Vordringen von Krankheiten, von denen wir kaum eine Vorstellung haben. Als wäre das nicht genug, stellt die Entwicklung von künstlicher Intelligenz die alles entscheidende Frage, ob der Mensch diese Erfindung beherrschen oder von ihr beherrscht werden wird.
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