Paradoxien des chinesischen Wirtschaftswunders
5 Seiten | Autor: Horst Fabian
Die folgenden Anmerkungen zu den Thesen von Bertold Kuhn konzentrieren sich im Wesentlichen auf seine These der relativen politischen Stabilität des anpassungs- und lernfähigen chinesischen Governance-Modells. Diese bedarf aus mehreren Gründen der Differenzierungen. Erstens: Die Governance-Kompetenzen sind unterschiedlich entwickelt. Sie sind stark auf das Ziel einer vorherrschend staatskapitalistischen, ökonomischen Wachstumsstory zugeschnitten und müssen an die qualitativ andersartigen Aufgaben der neuen Entwicklungsperiode angepasst werden. Zweitens: Die mit den Reformen verbundenen tektonischen Machtverschiebungen gefährden die politische Stabilität. Sie sind im besten Falle nur als sogenannte dynamische Stabilität infolge eines schrittweisen Krisenmanagements denkbar, das demokratisierende Innovationen fördert. Drittens: Die anstehenden Reformen sind in erster Linie Wirtschafts- und Sozialreformen, die aber langfristig Demokratisierungsprozesse befördern. Auch wenn sie unterhalb der Schwelle des Übergangs zu einer Mehrparteiendemokratie bleiben, verändern sie den autoritären Charakter des Einparteienstaates zu einem hybriden System, in dem Demokratisierungsprozesse und autoritäre Herrschaftslogik kooperativ und konfliktiv koexistieren.
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