Noch radikaler!
4 Seiten | Autor: Wolfram Adolphi
Berthold M. Kuhn fordert mit Recht einen offeneren Blick auf China, aber er geht noch längst nicht weit genug. Der Paradigmenwechsel muss noch viel radikaler sein. Der Blick muss raus aus dem distanziert beobachtenden „Wir“ des Westens und hinein in ein „Wir“ der untrennbar miteinander Verbundenen – und zwar sowieso beim Blick in die Zukunft, aber als Voraussetzung dafür auch beim Blick in die Gegenwart und in die Vergangenheit. Blick in die Geschichte „Der Niedergang der letzten kaiserlichen Dynastie, die Besetzung durch Japan, der jahrelange Bürgerkrieg und die Abspaltung von Taiwan führten in China zu einer weitverbreiteten Verarmung und zum weltpolitischen Bedeutungsverlust des einst mächtigen Riesenreichs“, schreibt Kuhn. Gut, er wollte kurz sein und einfach. Also halte ich kurz und einfach dagegen: Der „Niedergang der kaiserlichen Dynastie“ stand in engstem Zusammenhang mit einer beispiellosen Ausbeutung des Landes durch die imperialistischen Mächte des Westens und Russland. Als sich chinesische Gegner dieser Ausbeutung im Boxeraufstand 1900/1901 zur Wehr setzten, wurden sie durch Interventionstruppen dieser Mächte niedergeschlagen und China wurde zu Reparationszahlungen verurteilt, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein zu leisten gewesen wären.
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