Empathie im Amtsvollzug: Arbeitsvermittler zwischen Unterstützung und Kontrolle

13 Seiten | Autor: Sylvia Terpe

Seit dem Umbau der bundesdeutschen Arbeitsverwaltung sieht diese ihr Kerngeschäft nicht mehr nur in der Vermittlung von Menschen in Ausbildung und Arbeit, sondern sie räumt der Beratung einen immer größeren Stellenwert ein. Arbeitsvermittler sind nicht länger nur als Fachkräfte für Arbeitsmarkt und Integration gefordert, sondern mit der Beratung auch zunehmend in ihren sozialkommunikativen Kompetenzen gefragt. Die Abkehr von einer bürokratischen Verwaltung verspricht den nun als „Kunden“ bezeichneten Klienten eine auf ihre individuellen Belange zugeschnittene Dienstleistung, sie sollen eine gezielte Unterstützung erfahren, um ihnen einen zügigen (Wieder‑)Einstieg in die Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Damit einher geht eine verstärkte Aufmerksamkeit für die Gefühle der Klienten, die der Vermittler mit Hilfe der spezifischen Kompetenz der Empathie erschließen soll. Da der Begriff „Empathie“ jedoch unterschiedliche Bedeutungen haben kann, analysiert der vorliegende Beitrag zunächst das spezifische Verständnis der Beratungskonzeption der Bundesagentur für Arbeit: Was ist gemäß dieser Konzeption unter Empathie zu verstehen und wie können und sollen Arbeitsvermittler sie einsetzen? Daran anschließend wird das Augenmerk auf die Struktur der sozialen Beziehung zwischen Klienten und Arbeitsvermittlern gerichtet. Im Unterschied zu Beratungen in therapeutischen Settings, aus denen die Konzeption der Bundesagentur ihr Empathieverständnis ableitet, ist die Beziehung zwischen den Institutionen der Arbeitsverwaltung sowie ihren Repräsentanten auf der einen Seite und den Klienten auf der anderen Seite durch ein Machtungleichgewicht gekennzeichnet. Vor diesem Hintergrund fragt der Beitrag, welche Funktionen der Empathie in einem hierarchischen, durch einseitige Abhängigkeiten der Klienten charakterisierten Kontext zugeschrieben werden. Da die Formulierung eines solchen „Empathieprogramms“ auf Ebene der Beratungskonzeption jedoch noch nicht identisch mit dessen Umsetzung ist, nimmt der Beitrag in einem letzten Schritt die subjektiven Sinnwelten der Vermittler in den Blick. Untersucht wird nun, auf welche Deutungen von Empathie die Vermittler in ihrer alltäglichen Praxis zurückgreifen, in welchen Aspekten diese Deutungen dem im Programm formulierten Konzept von Empathie widersprechen und wie die Deutungen den Umgang der Vermittler mit den Klienten prägen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 3 | 2011
Sozial & ökologisch
160 Seiten

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