Neo-historisches Bauen in der DDR: Das Beispiel Friedrichstraße
12 Seiten | Autor: Tobias Glaser
In den 1980er Jahren investierte die Deutsche Demokratische Republik (DDR) mehrere hundert Millionen Mark in den Wiederaufbau der Friedrichstraße, die bis dahin einen Dornröschenschlaf im Schatten der Grenze geführt hatte. Dabei knüpfte man an den Mythos der Friedrichstraße in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts als Vergnügungsstraße an. Ähnlich wie damals sollten Gaststätten, Cafés, Theater und andere Unterhaltungseinrichtungen entstehen. Auch eine sich über drei Straßenblöcke erstreckende Einkaufspassage war geplant. Städtebaulich griff man ebenfalls Strukturen der alten Gründerzeitstadt auf. Das bis dahin dominierende Konzept der aufgelockerten Stadt wurde zu Gunsten der Berlin-typischen Blockrandbebauung fallengelassen. Auch die Fassadengestaltung nahm historische Formen auf. Damit fand in diesem letzten Prestigeobjekt der DDR eine Ablösung des Funktionalismus durch eine neo-historische Architektur statt. Die weltbekannte Friedrichstraße wurde in der DDR zu einem Schnittpunkt von Identitätsstiftung, parteipolitischer Machtpolitik, binnendeutscher Abgrenzung und wirtschaftlicher Selbstüberschätzung.
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