Märkte denken
22 Seiten | Autor: Harald Bluhm, Karsten Malowitz
In den Sozialwissenschaften hat die Marktterminologie einen erstaunlichen Siegeszug hinter sich. Was einst als „ökonomischer Imperialismus“ des Rational-Choice-Modells verunglimpft wurde, gilt inzwischen in fast allen Bereichen als ein legitimer Erklärungsansatz. Unter Rekurs auf das Modell des Marktes meint man heute eine Vielzahl von sozialen Phänomenen und Prozessen angemessen beschreiben oder in ihrer Wirkungsweise erklären zu können. Damit nicht genug, der Marktmechanismus des Wettbewerbs wird in immer mehr Bereichen des öffentlichen Lebens auch als normatives Ideal propagiert. Die ubiquitäre Verwendung des Marktmodells hat freilich einen Preis, der zwar entrichtet, aber nur selten benannt wird: Dieser Preis besteht in der Produktion generalisierter und deshalb wenig trennscharfer Aussagen, die sich in der Regel darauf beschränken, strukturelle Gemeinsamkeiten zu konstatieren und von diesen auf ähnliche Funktionsweisen und Wirkungen zu schließen.
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