Der Osten – jetzt auch im Westen?
14 Seiten | Autor: Manfred Fuhrich, Robert Kaltenbrunner
Wäre Prophylaxe in der Politik wichtiger als Reaktion, dann käme dem Begriffspaar Schrumpfung und Stadtumbau ein gänzlich anderer Stellenwert zu.1 Denn die Folgen der Wechselwirkungen von demographischem Wandel, Deökonomisierung und staatlicher Finanzschwäche vielerorts sind keineswegs Übergangserscheinungen, sondern längst in Verfestigung begriffen. Sie sind ein Vorschein auf Entwicklungen, die alsbald auch ganze Regionen betreffen. Entwicklungen, die in wirtschaftlicher Strukturschwäche und fehlenden Arbeits- und Ausbildungsplätzen wurzeln und in Wegzügen von Jüngeren und Qualifizierten, in Zunahme des Anteils älterer Menschen, in Leerstand von Wohnungen und großen Gewerbebrachen münden, welche zunehmende Armut und Abhängigkeiten von Transferleistungen, sinkende Steuereinnahmen bei steigenden Ausgaben für soziale Sicherungssysteme erzeugen. Zunehmend schlechtes Image und ausbleibende Investitionsbereitschaft verstärken die wirtschaftliche Strukturschwäche und erzeugen eine Abwärtsspirale, die als strukturelle Schrumpfung letztlich alle Lebensprozesse erfaßt. Womit zugleich alle bisherigen Interpretationsmodelle und politischen Lösungsmuster massiv in Frage gestellt werden müßten.
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