John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit in internationaler Perspektive – ein Recht der Völker als „realistische Utopie“
4 Seiten | Autor: Eva-Maria Jung
Im November 2002 ist John Rawls im Alter von 81 Jahren gestorben. Nicht nur durch seine veröffentlichten Werke hat er Bedeutendes zur Philosophie beigetragen: Fast drei Jahrzehnte lang hatte er als Professor an der Harvard University einen beachtlichen Einfluß auf eine ganze Studentengeneration und auf deren Herangehensweise an das Philosophieren. Die Vorlesungen über die „Geschichte der Moralphilosophie“ sind erst nach seinem Tod in deutscher Übersetzung erschienen. Weder handelt es sich um einen historischen Gesamtüberblick über die Entwicklung der Ethik, noch sind es wesentlich neue Beiträge und Interpretationen, die Rawls zu den einzelnen Ansätzen liefert. Es sind schlicht Vorlesungen, in denen er sich mit vier großen Denkern der modernen Moralphilosophie – Hume, Leibniz, Kant und Hegel – auseinandersetzt, und die er selbst nicht zur Veröffentlichung vorgesehen hatte. Dennoch geben sie einen bemerkenswerten Einblick in seine philosophische Arbeit, in die Entstehung seiner Gerechtigkeitstheorie und seine Gebundenheit an die Tradition. Als Professor war Rawls stets bemüht, „seinen Studenten und ihm selbst zu helfen, die Gedanken einer Reihe wichtiger Figuren aus dem Bereich der Geschichte der Moralgeschichte – zumal die Gedanken Kants – zu verstehen und zu würdigen“. So liegt auch der Schwerpunkt bei der Auseinandersetzung mit Kants Philosophie – ihr widmet Rawls mehr als die Hälfte aller Vorlesungen.
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