Simone Barck, Martina Langermann, Siegfried Lokatis: Zwischen „Mosaik“ und „Einheit“

Zeitschriften in der DDR

So metaphorisch als Spiegel ihrer Gesellschaft die Zeitschriftenlandschaft der DDR begriffen wird, so metaphorisch fällt auch der Titel des Buches aus, das diese Landschaft nachzeichnen und charakterisieren will. Entsprechend sind die dargestellten Zeitschriften exemplarisch ausgewählt, jedoch systematisch gegliedert, als „Fenster zur Welt“, unter der „Macht der Institutionen“ oder als verschiedene Öffentlichkeiten. Genau diese betreffen auch eine leitende Frage des Buches: welche „Öffentlichkeit“ es in der DDR gegeben hat – im Sinne einer „Öffentlichkeit“, opponiert von einer „Gegenöffentlichkeit“, „Teil- oder Ersatzöffentlichkeiten“. Das Buch zeigt an Beispielen, wie das DDR-System, um eine bestimmte selbstbezügliche Realität zu schaffen, deren Codierung über die Inhalte der Zeitschriften übernahm, mittels deren vor allem einige illustrierte Publikums- und Jugendzeitschriften zum Transportsystem, zu „Dokumentatoren“ und „Visionären“ des Systems wurden. Ebenso wurden die Medien zu Mitteln dieser Codierung, indem andere Öffentlichkeiten ausgeschaltet wurden, Öffentlichkeit generell institutionalisiert oder die einzig zugelassene Öffentlichkeit kontrolliert durchformt wurde. Gleichzeitig bleibt unentschieden, ob und welche Öffentlichkeit es nun in den Augen der Leser oder der Zeitschriftenmacher gab. Entschieden wurde die Frage in der bisher geführten Diskussion zugunsten einer „Pseudoöffentlichkeit“ oder als „simulierte“, „eingeschränkte“ oder „geschlossene“ Öffentlichkeit. Im Buch soll dieser Formulierung auf den Zahn gefühlt werden als Sache der „Perspektive“. Diese Perspektivierung der Öffentlichkeitsfrage wird zum multidimensionalen Raum der Darstellung der einzelnen Zeitschriften, um diese Frage nicht zu entscheiden, wohl aber abzubilden und einen Blick dafür zu gewinnen.

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Erschienen in
Berliner Debatte 1 | 2001
Arbeit und Anmut des Boxens
173 Seiten

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